Wie bewältigen etablierte Unternehmen den digitalen Wandel? Eine wichtige Rolle spielen dabei neue Geschäftsmodelle mit Internet of Things (IoT)-Technologie-Plattformen.
Wettbewerbsvorteile mit Plattform-Geschäftsmodellen
Das Thema der diesjährigen Aachener Innovationsplattform, die wir wieder gemeinsam mit dem von RWTH-Professor Frank Piller geleiteten Lehrstuhl für Technologie- und Innovationsmanagement veranstaltet haben, war Platform Innovation. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, wie Unternehmen das Potenzial neuer Plattform-basierter Geschäftsmodelle und Ökosysteme erschließen können. Vertreter von E.ON, Ford, Klöckner und des 3D-Spezialisten DOOB berichteten über ihre Erfahrungen. Die Beiträge von SAP und Microsoft veranschaulichten die Rolle von Technologie-Plattformen als Ermöglicher der neuen Geschäftsmodelle.
In seinem Einführungsvortrag machte Frank Piller deutlich, welche Rolle Plattform-Geschäftsmodelle im Rahmen der Erfolgsgeschichten von Google, Apple und Amazon gespielt haben. Im Zuge des digitalen Wandels besteht die Chance für etablierte Unternehmen nun darin, dieses Geschäftsmodell-Muster auf ihre Branchen zu übertragen und so Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
Digitaler Wandel als agiler Prozess
Digitale Technologien, wie das Internet der Dinge, sind wichtige Treiber der neuen Geschäftsmodelle. Das Potenzial dieser Technologien bildet die Grundlage für neue Kundenerlebnisse, veränderte Kundenbeziehungen und -kanäle sowie leistungsfähigere Schlüsselprozesse. Daher sprechen wir von einer technologiegetriebenen Geschäftsmodell-Innovation (TGMI).
In unserem Konferenzbeitrag in Aachen haben wir über Beratungsprojekte berichtet und erläutert, wie wir gemeinsam mit unseren Klienten das Vorgehen bei der technologiegetriebenen Geschäftsmodell-Innovation als agilen Prozess gestalten. Am Anfang eines solchen Prozesses steht die Idee, das Muster eines Plattform-Geschäftsmodells auf das eigene Ökosystem aus Kunden und Wertschöpfungspartnern zu übertragen. Diese Idee gilt es im Verlauf der weiteren Arbeit zu konkretisieren und eine geeignete Internet of Things (IoT)-Technologie-Plattform zu implementieren.
Die Führungskräfte sollten den digitalen Wandel initiieren und fördern. Außerdem ist es wichtig, ein leistungsfähiges Kernteam mit den richtigen Kompetenzen zu bilden und zu klären, wie die Koordination der am Prozess Beteiligten erfolgt.
Value Propositions als Kern eines neuen Geschäftsmodells
Den Kern des Plattform-Geschäftsmodells bilden neue oder verbesserte Nutzenversprechen (Value Propositions) für die relevanten Akteursgruppen. Daher empfiehlt es sich am Anfang, ein gutes Verständnis des Marktes, der Kunden und der Wertschöpfungspartner zu entwickeln.
Eine Analyse der relevanten Technologien und der vorhandenen eigenen Ressourcen zielt darauf ab, neue Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie z.B. von digitalen Technologien ausgehen. Gleichzeitig wird so deutlich, in welchen Feldern eine Zusammenarbeit mit Technologiepartnern erforderlich erscheint.
Ausgehend von den neuen Value Propositions erfolgt dann eine Integration der Bausteine des Geschäftsmodells und Klärung der Rolle einer Plattform.
IoT-Technologie-Plattformen implementieren und testen
Nach dieser konzeptionellen Arbeit stellt sich die Aufgabe, die Anforderungen an die Internet of Things (IoT)- Technologie-Plattform zu konkretisieren und diese gemeinsam mit einem geeigneten Partner zu implementieren.
Von erfolgreichen Startups können etablierte Unternehmen lernen, wie man schnell minimal funktionsfähige Lösungen realisiert, diese testet und gegebenenfalls anpasst.
Die Technologie-Plattform bildet also für das Geschäftsmodell eine wichtige Basis-Infrastruktur. Sie ist meist das Ergebnis eines flexiblen Anpassungs- und Lernprozesses.
Organisatorische Verankerung
Plattform-Geschäftsmodelle erfordern in der Regel eine veränderte Organisation der internen Einheiten und der Zusammenarbeit mit externen Partnern. Bei dieser organisatorischen Verankerung ist darauf zu achten, dass ein geeigneter Rahmen für eine dynamische Weiterentwicklung des Geschäftsmodells entsteht.
Die Teilnehmer in Aachen waren sich einig: Die Bedeutung von Plattform-Innovationen wird weiter zunehmen. Für etablierte Unternehmen aus Branchen wie dem Maschinen- und Anlagenbau, der Automobilindustrie, dem Energiesektor und der Medizintechnik kommt es nun darauf an, die sich bietenden Chancen zu nutzen.