Ideengeschichtliche Wurzeln des Innovationssystems von Unternehmen | Competivation

Wir werden oft gefragt, auf welcher ideengeschichtlichen Basis das Konzept eines Innovationssystems von Unternehmen aufbaut. Diese Basis bilden unter anderem die Arbeiten von Joseph Schumpeter und Hans Ulrich.

Innovatoren als Treiber der Evolution von Unternehmen und Gesellschaft

Es ist das Verdienst des großen österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter (1883-1950), die Bedeutung von Innovation für die wirtschaftliche Entwicklung erkannt zu haben. Schumpeter versteht unsere Wirtschaftsordnung als Ergebnis einer evolutionren Abfolge von Innovationen, die von Entrepreneuren und innovativen Organisationen getrieben wird1.

Bei der auf dieser Erkenntnis aufbauenden evolutionären Ökonomie stehen dynamische Nichtgleichgewichtssysteme im Mittelpunkt des Interesses. In der Managementlehre hat diese Richtung die Arbeiten zu einer innovationsorientierten evolutionären Führung und Steigerung der Fitness von Organisationen beeinflusst2.

Diese Entwicklungslinie ist die eine Wurzel für unser Konzept des Innovationssystems von Unternehmen.

Unternehmen als komplexe soziotechnische Systeme

Die andere Entwicklungslinie ist die systemorientierte Managementlehre, die ein Unternehmen als komplexes soziotechnisches System betrachtet. Das Verdienst von Hans Ulrich (1919-1985), der seit den 1960er Jahren das St. Galler Management-Modell begründet hat, ist es, Begriffe wie Ganzheit, Vernetztheit, Komplexität, Ordnung und Entwicklung als Herausforderung von Unternehmen thematisiert zu haben3.

Das überarbeitete neue St. Galler Management-Modell unterscheidet zwischen sechs zentralen Grundkategorien, die sich auf die Außensicht und die Innensicht von Organisationen beziehen4.

Das Thema Innovation kommt in dieser „integrierten Managementlehre“ allerdings nicht explizit vor. Vielmehr finden sich einzelne Aspekte des Innovationsgeschehens in den Kategorien wieder, z.B. Strategie und Kultur als Ordnungsmomente, Leistungsinnovation als Prozess und Erneuerung als Entwicklungsmodus.

Unser Anliegen ist es, diese „Verstreutheit“ verschiedener Aspekte des Innovationsmanagements im Innovationssystem des Unternehmens zusammenzuführen. Ein solches Innovationssystem lässt sich in Bausteine gliedern (siehe Abbildung).

Ideengeschichtliche Wurzeln des Innovationssystems_Abb. 1

Diese Bausteine bilden – einem Zitat von Hans Ulrich folgend – ein „Leerstellengerüst für Sinnvolles“.

Bausteine des Innovationssystems als ein „Leerstellengerüst für Sinnvolles“

In unserer aktuellen Gliederung besteht das Innovationssystem eines Unternehmens aus dem Zusammenwirken der Bausteine Forschung und Entwicklung, Innovationsstrategie, Innovationsmarketing und neue Produktionsmodelle, innovationsfähige Organisation, innovationsfördernde Kultur und nachhaltige Wertsteigerung mit Innovationen5.

Das Innovationsmanagement ist eine dynamische Disziplin. Innerhalb dieser Bausteine ist in den letzten Jahren eine Vielzahl neuer Themen entstanden, die für ein Unternehmen den Charakter von relevanten Handlungsfeldern haben. Die folgende Abbildung zeigt unsere aktuelle Gliederung. Diese Themenauswahl ist subjektiv und unterliegt einem Wandel. In einigen Jahren wird die Themenlandkarte wieder anders aussehen. Unternehmen sollten sie als Anregung für die Gestaltung von „sinnvollen“ Programmen zur Steigerung ihrer Innovationsfitness betrachten.

Dabei hilft eine Beschäftigung mit den ideengeschichtlichen Wurzeln, die wir hier skizziert haben. Interessanterweise fllt es Naturwissenschaftlern und Ingenieuren, die mit den mathematischen Grundlagen der Komplexitätstheorie vertraut sind, häufig leichter, sich auf den evolutionren Charakter von Innovationssystemen einzulassen als Wirtschaftswissenschaftlern, die in Gleichgewichtsmodellen denken.

Literatur

  1. Schumpeter, J. A.: Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie (englisch, 1942), 8. Aufl., Stuttgart: UTB, 2005
  2. Servatius, H. G.: Vom strategischen Management zur Evolutionren Führung. Auf dem Wege zu einem ganzheitlichen Denken und Handeln. Stuttgart: C. E. Poeschel, 1991
  3. Ulrich, H.: Die Unternehmung als produktives soziales System. Grundlagen der allgemeinen Unternehmungslehre. Bern: Haupt, 1968
  4. Rüegg-Sturm, J.: Das neue St. Galler Management-Modell. Grundkategorien einer integrierten Managementlehre, 2. Aufl., Bern: Haupt, 2003
  5. Servatius, H. G.: Gestaltung des Innovationssystems von Unternehmen. In: Servatius, H. G. / Piller, F. T. (Hrsg.): Der Innovationsmanager. Wertsteigerung durch ein ganzheitliches Innovationsmanagement. Düsseldorf: Symposion, 2014, S. 21-64

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